Frauke hat ihr Gesicht zwischen Cedriks Schulter und Brust gepresst. Still und bewegungslos verharrt sie und genießt das Gefühl von Schutz, was ihr Cedriks Arme gaben, die er um ihre Schultern geschlungen hatte. Ein Verhalten, was meist zu unrecht als Vogel-Strauß-Politik bezeichnet wird. Entgegen der weitverbreiteten Meinung stecken die größten Vögel der Welt keineswegs bei drohender Gefahr ihren Kopf in den Sand. So hätten sie die Evolution in den Savannen und Wüsten kaum überleben können, höchstens auf einer Insel ohne Raubtiere. Zudem hat es ein Strauß nicht nötig, den Kopf in den Sand zu stecken, denn er ist schnell genug, um vor seinen Feinden weglaufen zu können. Darüber hinaus sollen sie in der Lage sein, Tritte auszuteilen, die kräftig genug sein können, einen Löwen oder einen Menschen zu töten. Dennoch ist etwas Wahres an dem Gerücht, denn wenn sie brüten, legen sich Strauße oft auch flach auf den Boden. Kopf und Hals ausgestreckt, also den Kopf auf Sand. Aus der Ferne sieht man dann aber nur noch den Körper des Vogels. Der Kopf scheint dann in den Sand gebohrt.
-- ,,Diese Schreie oder was immer es war, waren weit weg von hier!'', sagte Cedrik nochmals.
-- ,,Aber nicht weit weg genug, um irgendwelche Tiere aufzuscheuchen!'', sagte Frauke und zeigte in Richtung des Pfades, von dem sie gekommen waren und von wo das Brechen der Äste und Zweige immer lauter wurde und näher kam.
Frauke und Cedrik hatten Angst, aber dennoch versteckten sie sich nicht. Vor allem Frauke geht fatalistisch davon aus, dass sie dem, was kommen würde, nicht entgehen könnte. Bewegungslos und starr lehnt sie an Cedrik, der das Gefühl hat, sie würde wie eine Steinsäule fallen, wenn er sie nicht stützte.
Aber ihr Zustand höchster Anspannung wurde nach ewig erscheinenden Sekunden durch einen leichenblassen Burbacki teilweise entspannt. Hinter Burbacki rannte Gumbrecht auf die Lichtung.
-- ,,Gott sei Dank! Da seid ihr ja!'', rief Burbacki als er die Lichtung betrat und sie erblickte ,,Ich dachte schon ihr ...'', dann schaut er panisch umher, ,,Habt ihr auch diese schrecklichen Schreie gehört?''
© Bernd Klein