Cedrik vermisst Wolff

Am Feuer neben Garda war er das erste Mal Burbacki dankbar gewesen. Nachdem Burbacki sich etwas zu essen geholt hatte, setzte er sich bei seiner Rückkehr nicht mehr an seinen alten Platz, sondern platzierte sich neben Garda. Wie eine Dame ihren Rock hatte er dabei seine Hose zurechtgerückt, bevor er sich setzte. Normalerweise hätte es Cedrik genervt, Burbacki so nahe zu haben, aber diesmal war er ihm dankbar, denn es gab ihm die Chance, Garda zu verlassen, ohne unfreundlich zu sein.

Ob er Angst habe, dass Wolff mit Frauke allein im Wald sei, wurde Cedrik von Willach gefragt, nachdem er sich nach Wolff erkundigt hatte. Cedrik spürte, wie ihn Willach und die anderen genau musterten, um Zeichen der Eifersucht zu erkennen.

-- ,,Da würde ich mir mal keine Sorgen machen!'', sagte Willach herzhaft lachend. Er lachte bereits über die Pointe der erst gleich liefern würde. Aber erst nahm er noch einen großen Schluck Bier aus seinem schon halbleeren Humpen, gab einen dezenten Rülpser von sich und wischte sich mit dem Handrücken den Schaum von den Lippen.

-- ,,Wer hat schon einen Wolff als Beschützer dabei!'', platzte es dann förmlich unter schallendem Gelächter aus Willach und dann schaute er verdutzt, als Gumbrecht und Cedrik nicht einstimmten. Nur Sylvia lachte verhallten.

-- ,,Ob Wolff bei Frau Gortsworst ist, können wir nicht sagen!'', begann Gumbrecht im gleichen Ton, in dem er sonst seine mathematischen Rätsel darbiete. ,,Fakt ist, dass sowohl Wolff als auch Frau Gortsworst nicht hier sind, dass sie weggegangen sind, aber dass ...''

-- ,,An ihnen ist wirklich ein Winkeladvokat verloren gegangen!'', unterbrach ihn Willach mit gespielter Bewunderung zu Gumbrecht.

-- ,,Sie meinen Jurist!'', entgegnete Gumbrecht.

-- ,,Quatsch, klar sind die zusammen, wie ein läufiger Hund ist er ihr die ganze Zeit nachgelaufen!'', sagte Sylvia, wobei sie Cedrik genau beobachtete. Cedrik spürte, dass sie sich - auch wenn sie Wolff nicht besonders schätzte - zurückgesetzt fühlte, dass sie irgendwie eifersüchtig war.

Eifersucht war es auch, die ihn plötzlich plagte, und die er nur schwer vor den anderen verbergen konnte. Was, wenn Frauke mit Wolff spazieren gegangen war, weil Cedrik keine Lust hatte. Oder lief er ihr nur nach und bedrängte sie nun? Cedrik spürte den dringenden Wunsch sie zu suchen. Aber er musste sich davon schleichen. Er wollte nicht, dass es die anderen bemerkten. Aber auch wenn sie es bemerkten, er musste sie suchen. Aber neben seiner Eifersucht war auch die Angst da. Cedrik glaubte sie vor Wolff schützen zu müssen.

© Bernd Klein