Flucht

Cutu hatte sich noch kaum auf die neue Situation eingestellt. Vor ihm schlich Thiphilnia, unhörbar wie eine Schlange. Obwohl sich Cutu größte Mühe gab, machte er verschiedene Geräusche leise Quietsch und Knackgeräusche, während er ihr nachfolgte.

Mit einem Kopf voller schöner frischer Erinnerungen an ein berauschendes Fest und immer noch leicht benebelt vom Wein, war er von einem kaum hörbaren Geräusch erwacht. Erst dachte er, dass er sich es einbilden müsse. Ein leises Klopfen oder besser ein zartes Kratzen an seiner Türe. Geräusche, wie sie vielleicht auch durch Zugluft oder Spannungen im Gebäude entstehen konnten. Aber als er sich der Türe näherte, hörte er eine flüsternde Frauenstimme. Vorsichtig öffnete er die Türe einen Spalt weit und war freudig überrascht gewesen, als er Thiphilnia vor der Türe erkannte. Er öffnete die Türe weit und signalisierte ihr hereinzukommen. Er verstehe etwas komplett falsch, sagte sie, und verwandelte sein verführerisches und triumphierendes Grinsen in ein riesiges Mimikfragezeichen. Wenn ihm sein Leben lieb sei, solle er sofort das Notwendigste zusammenraffen und ihr folgen.

Wie ein Stein hatte er vor ihr gestanden, unfähig sich zu bewegen und einen klaren Gedanken zu fassen. Thiphilnia zog ihn am Arm, schob ihn vorwärts und drückte ihm ein paar persönliche Dinge in die Hand. Schließlich zog sie ihn aus dem Zimmer, während er protestierte, dass er noch nicht alle Sachen zusammen habe. Wenig später folgte er ihr dann rein mechanisch. Manche der Gänge waren so dunkel, dass er Thiphilnia vor sich nicht mehr sehen konnte. Dann war er froh ihre Hand zu spüren.

Plötzlich stand er in einer schmalen Gasse. Er solle nun unverzüglich zum Schiff gehen und darauf achtgeben, dass ihm niemand sehen könne. Wenn er schnell mache könne er sich noch im Schutz der Dämmerung zum Schiff gelangen.

-- ,,Komm mit!'', sagte Cutu.

-- ,,Ich komme nach!'', sagte sie.

© Bernd Klein